Jahresbericht der Geschäftsleitung
Von: François Boone
Das Jahr 2021 ist auch das Startjahr der neuen Rechtsform. Die GEVAG durfte vom ehemaligen Gemeindezweckverband in das neue Rechtskleid einer selbständigen öffentlich-rechtlichen Anstalt wechseln. Die damit verbundenen Herausforderungen und Ansprüche wurden von der Geschäftsleitung aufgenommen, mit dem neuen Verwaltungsrat abgeglichen und auf operativer Ebene implementiert, was ein sehr stabiles Weiterführen des Betriebes der GEVAG ermöglichte.
In Bezug auf Projekte konnten wir die renommierte landwirtschaftliche Ausbildungsstätte des Kantons Graubünden und der Ostschweiz, den Plantahof in Landquart, an das Fernwärmenetz anschliessen. Auch gestartet haben die Grossprojekte für die Deponieerweiterung in Cazis sowie der Komplettersatz und Erweiterung des Schlackenaustrages mit der dazugehörenden Logistik.
In betrieblicher Hinsicht standen wir vor der Herausforderung, dass im Jahr 2020 infolge des COVID-Lockdowns nicht alle technischen Wartungsarbeiten in den Revisionen durchgeführt werden konnten. Dies führte dazu, dass die Verfahrenslinien mit erhöhtem Risiko von Ausfällen betrieben werden mussten und die ausstehenden Arbeiten aus dem Jahr 2020 in den Revisionen des Berichtsjahres zusätzlich zu planen waren. Im Herbst wurde planmässig ein einwöchiger Gesamtstillstand der Anlage durchgeführt, um kritische Anlagenteile zu wechseln sowie Updatemassnahmen am Prozessleitsystem durchzuführen. Solche Totalstillstände werden in der Regel etwa alle 10 Jahre durchgeführt. Die Belegschaft hat diesen Anlagezustand mit Bravour sowie zeitgerecht gemeistert. Die verarbeitete Abfallmenge hat durch die beschriebenen Zustände nur eine marginale Reduktion erfahren.
Sehr erwähnenswert sind die Einnahmen aus der Stromproduktion. In Summe lag die Stromproduktion etwas tiefer als im Vorjahr. Jedoch lag der Umsatz massiv über dem budgetierten Wert. Grund waren die ab August 2021 stark anziehenden Preise für elektrische Energie an der Schweizer Strombörse. Getrieben waren die Preise von Ängsten des Marktes bezüglich einer Strommangellage über die Wintermonate. Ob es sich bei dieser hohen Ertragssumme um eine Ausnahme handelt oder sich der Trend zu hohen Strompreisen fortsetzt, kann nicht abschliessend beurteilt werden und darf derzeit zu keinen falschen Erwartungen in Bezug auf die Ertragslage der Zukunft verleiten.
In vielerlei Hinsicht war auch das Jahr 2021 für die GEVAG wiederum ein spezielles Jahr. Es bedurfte die Mitwirkung aller, dass wir mit sämtlichen technischen und betrieblichen Herausforderungen unter Einbezug der Pandemiemassnahmen zurechtkamen und ein derart erfolgreiches Jahr ausweisen können.
Die Tätigkeit in einem systemrelevanten Betrieb wie einer KVA zeigt, dass schlussendlich Menschen während 24 Stunden und 365 Tagen diese Anlagen führen und bedienen. An dieser Stelle allen ein ganz grosses Dankeschön für das Geleistete in diesem Jahr.
1. Personal
Ausbildung
Andreas Frei in der Funktion als Schichtführer absolvierte die höhere Fach- und Berufsprüfung zum Heizwerkführer mit eidgenössischem Fachausweis mit Erfolg. Wir gratulieren Andreas zur erfolgreich bestandenen Berufsprüfung herzlich.
Die freigewordene Stelle des Teamleiters der mechanischen Werkstatt konnten wir mit Raffael Schneider durch eine interne Person besetzen. Raffael bildete sich für seine neue Herausforderung zum Industriefachmann beim Branchenverband SWISSMEM weiter und bestand die Prüfungen mit Bravour.
Im vergangenen Jahr haben gleich vier Personen den durch den Verband der Betreiber Schweizerischer Abfallverwertungsanlagen (VBSA) organisierten einwöchigen KVA-Grundkurs besucht. Markus Baumgartner, Franco Mazzei, Christian Müller und Christian Nauer konnten diesen Kurs mit einer Prüfung erfolgreich abschliessen.

2. Kehrichtanlieferung
Für die Verbrennung budgetiert waren für das Geschäftsjahr 107’500 Tonnen Abfälle. In den Abfallbunker angeliefert wurden 113’138 Tonnen. Per Ende des Berichtsjahres lagerten in dem Abfallbunker 5’500 Tonnen Abfall (Vorjahr 4’500 Tonnen). Energetisch verwertet wurden im Betriebsjahr somit 112’138 Tonnen. Die Brennstoffkategorie «Biomasse», bei welcher es sich um Laub aus der Strassenreinigung, Astwerk, Neophyten und Altholz handelt, hat sich mengenmässig wiederum leicht weiterentwickelt. Insgesamt sind im Berichtsjahr 7’188 Tonnen (Vorjahr 11’213 Tonnen) Biomasse zum normalen Abfall mitverwertet worden. Wie eingangs beschrieben, hatten wir im Berichtsjahr längere Stillstandzeiten während den Revisionen. Infolge musste Abfall und Biomasse umgeleitet werden und wurde nicht bei uns energetisch verwertet. Es handelt sich dabei um 453 Tonnen Abfall und 1’795 Tonnen Biomasse.
Das kommunale Abfallaufkommen im GEVAG-Einzugsgebiet sowie der Verbände Abfallbewirtschaftungs-Verband Mittelbünden (AVM), Regiun Surselva (RS), Regiun Engiadina Bassa/Val Müstair (REBVM), Regione Bernina (RB) ist im Berichtsjahr gegenüber dem Vorjahr gesamthaft gesehen mit Minus 1.8% leicht zurückgegangen. Dies liegt in einer normalen Schwankungsbreite, kann aber auch durch die Pandemiesituation erklärt werden. Neu ab dem Berichtsjahr liefert auch die Region Maloja (RM) ihre Abfälle mit einer Gesamtmenge von 6’882 Tonnen zur GEVAG.
An die KVA Trimmis wurden 44’022 Tonnen (Vorjahr 38’805 Tonnen) Abfälle direkt von Industrie, Gewerbe und Privaten geliefert. Dabei verzeichneten wir im Berichtsjahr eine Zunahme von 5’217 Tonnen oder Plus 13.4%. Dies lässt sich mit der guten konjunkturellen Lage in Graubünden sowie der angestiegenen Rückbautätigkeit von alten Liegenschaften erklären.
Neben den Bündner Abfällen wurden auch 7’462 Tonnen (Vorjahr 16’192 Tonnen) ausserkantonale Abfälle in der KVA Trimmis energetisch verwertet. Die Menge an ausserkantonalem Abfall wurde infolge erhöhten Abfallaufkommen bei den Bündner Gewerbeabfällen und der Zunahme von Altholzlieferungen etwas gesenkt. In dieser ausserkantonalen Menge enthalten sind Abfälle aus dem Vorarlberg mit 3’936 Tonnen, aus Italien 1’522 Tonnen sowie aus Süddeutschland 23 Tonnen. Insgesamt 1’981 Tonnen nationale Abfälle wurden im Sinne von Aushilfeleistungen über den Verbund thermischer Verwertungsanlagen Ostschweiz (VTV) angenommen.
3. Energie
Der Heizwert des Kehrichts lag im Jahr 2021 mit 3.27 MWh/t im Vergleich zum Vorjahr mit 3.30 MWh/t etwas tiefer, was grundsätzlich als normaler Schwankungsbereich betrachtet werden kann.
Elektrische Energie
Die Gesamtproduktion an elektrischer Energie belief sich auf total 55’456 MWh. Im Vorjahr lag die Stromproduktion bei insgesamt 59’104 MWh. Dies entspricht einer Abnahme von Minus 6.2%. Diese Abnahme steht in Zusammenhang mit der deutlich gestiegenen Abgabe von thermischer Energie in die Fernwärmenetze sowie einer leicht geringeren Abfallmenge gegenüber dem Vorjahr.
Thermische Energie
Die in Form von Prozessdampf gelieferte thermische Energiemenge an die Papierfabrik LandQart™, Emmi Käse AG und Hilcona Taste Factory AG (ehemals Frostag Food-Centrum AG) betrug 37’437 MWh (Vorjahr 38’163 MWh).
Die in das Netz der Fernwärme Chur AG eingespiesene Energie lag mit 41’287 MWh auf deutlich höherem Niveau als im Vorjahr mit 36’357 MWh. Die Abweichung beträgt Plus 13.6%. Dieser Mehrabsatz ist zum einen durch die Inbetriebnahme weiterer Fernwärmeanschlüsse in Chur zurückzuführen und zum anderen durch den kälteren Winter gegenüber dem Vorjahr. Die durch die GEVAG direkt an den Endkunden gelieferte Fernwärme für Komfortheizzwecke in Trimmis, Zizers und Landquart betrug 8’880 MWh (Vorjahr 6’226 MWh). Auch diese Steigerung von 42.6% wurde durch die Inbetriebnahme neuer Fernwärmeanschlüsse und aufgrund des kälteren Winters realisiert. Insgesamt wurden 99’144 MWh in die Fernwärmenetze eingespiesen. Gegenüber dem Vorjahr mit 89’145 MWh stellt dies eine Zunahme von Plus 11.2% dar.
4. Schlackendeponierung
Insgesamt wurden im Geschäftsjahr 25’023 Tonnen (Vorjahr 25’642 Tonnen) Schlacke deponiert. Zur Deponie Süd in Unterrealta wurden 6’870 Tonnen Schlacke per Bahn geliefert. Die Deponie gilt ab November 2021 als verfüllt. Die Rekultivierung und Endgestaltung des Deponiekörpers kann nun umgesetzt werden. Die Deponie in Plaun Grond in der Surselva konnte mit 5’363 Tonnen beliefert werden. Im Berichtsjahr wurde ebenfalls wieder Schlacke ausserkantonal verbracht. Total konnten 12’353 Tonnen Schlacke in Schweizer Deponien ausserhalb Graubündens geliefert werden. 437 Tonnen wurden ins benachbarte Vorarlberg (A) verbracht. Dies im Gegenzug zu den Abfalllieferungen.
Schlackenaufbereitung / Metallrückgewinnung / Wertstoffe
Aus der Schlacke konnten 1’739 Tonnen Metallschrott entnommen und der Wiederverwertung zugeführt werden. Diese Menge setzt sich aus 1’608 Tonnen Stahlschrott, 74 Tonnen Buntmetallen (Aluminium, Kupfer, Bronze etc.) sowie 57 Tonnen INOX-Stählen zusammen. Die GEVAG bietet seinen Kunden auch eine «Recyclingstrasse» an. Neu wird auch eine Sammelstelle für Plastik, wie zum Beispiel PET und andere Plastikhohlkörper angeboten. Die Anlieferungen betrugen rund 106 Tonnen Wertstoffe, die direkt dem Recycling zugeführt wurden. Bei diesen Stoffen handelt es sich um Stahlschrott, Elektroschrott, Altpapier, Altglas, Plastik, Autobatterien und vieles mehr.
5. Öffentlichkeitsarbeit
Im 2021 durften wir leider nur 58 Besucher durch die KVA der GEVAG führen. Die Besichtigungstermine mussten infolge der Schutzmassnahmen zur Eindämmung des Coronavirus eingestellt werden. In der Regel besuchen zwischen 600 und 1’000 Besucher jährlich die GEVAG. Wir freuen uns bereits heute, dass wir die Anlage der GEVAG den Interessierten wieder zeigen dürfen.